Bess Mensendieck

Bess M. Mensendieck (* 1. Juli 1864; † 27. Januar 1957, eigentlich Elizabeth Marguerite de Varel Mensendieck) war eine niederländisch-amerikanische Ärztin und Gymnastiklehrerin. Sie zählt zu den wichtigsten Begründerinnen der frühen Atem- und Leibpädagogik in Europa und Amerika.


Bess Mensendieck wuchs in New York auf und studierte in Zürich Medizin. Um ihr praktisches Wissen über Bewegung, Körperhaltung und Atmung zu vervollständigen, nahm sie in Paris Gesangsunterricht und studierte weiterhin bei Geneviève Stebbins in New York Gymnastik. Hier eignete sie sich auch die Bewegungssysteme von François Delsarte sowie die Schwedische Gymnastik von Pehr Henrik Ling an.

Ihr besonderes Anliegen galt der Verbesserung von Körperhaltung und -struktur der Frauen ihrer Zeit. Basierend auf ihrem medizinischen Hintergrund baute sie ihre Gymnastik nach System Mensendieck streng auf anatomischen und physiologischen Erkenntnissen der damaligen Zeit auf. Im Mittelpunkt der Körperarbeit stand dabei immer wieder die Selbstwahrnehmung von Haltung und Bewegung.

Ihr „System Mensendieck“ lehrte sie vor allem in Europa (Deutschland, Holland, Norwegen, Dänemark und Österreich). 1910 wurde ein erstes Institut zur Ausbildung von Gymnastiklehrerinnen gegründet. Nach dem Ersten Weltkrieg verließ Beth Mensendieck Europa, arbeitete nun größtenteils in New York und gab jährliche Ausbildungskurse in Deutschland und Dänemark. Die Sommermonate verbrachte sie in ihrem norwegischen Sommerhaus. In den 1950er-Jahren lebte sie einige Jahre in Kopenhagen und ging schließlich nach New York zurück.

Beth Mensendieck muss eine zierliche Person mit ungeheurem Durchsetzungsvermögen und raumfüllender Stimme gewesen sein. In Auditorien war sie deutlich bis in die letzte Reihe zu hören. Mensendieck gehörte zu den wenigen Frauen, die die Ideen und Forderungen der Frauenrechtlerinnen mit ihrem „System Mensendieck“ verband. „Selber denken!“ war der Leitsatz ihres Unterrichts

 

Publikationen von Bess Mensendieck

Bereits 1906 hatte Mensendieck als erste Frau in Deutschland ein Buch über die Körperkultur publiziert. Das Buch beschrieb vor allem statische Übungen und enthielt Bilder, die Mensendieck bei ihren Übungen unbekleidet und in der Pose griechischer Statuen zeigten. Mensendieck kann nur bedingt der Bewegung der Freikörperkultur zugerechnet werden, auch wenn sie diese beeinflusste und mit Leni Riefenstahl 1925 an dem Film Wege zu Kraft und Schönheit mitwirkte, der als erster Film über den Naturismus gilt.

  • Körperkultur des Weibes. Praktisch hygienische und praktisch ästhetische Winke. München 1906, später erschienen unter:
  • Körperkultur der Frau. Praktisch hygienische und praktisch ästhetische Winke. München 1920
  • Weibliche Körperbildung und Bewegungskunst. München 1920
  • Funktionelles Frauenturnen. München 1923
  • Mein System. In: Ludwig Pallat, Franz Hilker: Künstlerische Körperschulung. Breslau 1926
  • Bewegungsprobleme. Die Gestaltung schöner Arme. München 1927
  • Anmut der Bewegung im täglichen Leben. München 1929
  • Look Better, Feel Better. New York 1954

Weiterführende Literatur

  • Karoline von Steinaecker: Luftsprünge – Anfänge moderner Körpertherapien. München und Jena 2000

Literatur von und über Bess Mensendieck im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek



Quelle Wikipedia